Bobritzschaue
bei Oberbobritzsch (Landkreis Mittelsachsen, Gemeinde Bobritzsch)
Die Bobritzsch als Nebenfluss der Freiberger Mulde entspringt im Osterzgebirge und bildet kurz vor der Ortschaft Oberbobritzsch einen ca. 60 ha großen Talkessel aus, der noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts von zahlreichen kleinen Bachläufen und Feuchtgebieten durchzogen war und eine entsprechend große Retentionswirkung für die flussabwärts gelegenen Ortschaften entfaltete. Nach jahrzehntelangen Meliorationsarbeiten und der Begradigung der Bobritzsch präsentierte sich Anfang der 90er Jahre die Aue als weitgehend strukturloser Grünlandkomplex mit wenigen, vereinzelten Gehölzen. Zu diesem Zeitpunkt erwarb der NaSa e.V. ca. 25 ha im Auenbereich, darin eingeschlossen auch die Bobritzsch auf einer Länge von ca. 500 m. Zielstellung des darauf geplanten Projektes war von Anfang an, wieder standortgerechte Biotopstrukturen zu etablieren und die Hochwasserschutzwirkung der Aue zu stärken. Das in den folgenden Jahren begonnene komplexe Renaturierungsvorhaben bestand deshalb aus der Wiederanlage von Laubmischwald, der Renaturierung eines Nebenbaches der Bobritzsch, der Wiederherstellung von mehreren Feuchtgebieten durch Rückbau von Drainagen und der Etablierung einer großen Sukzessionsfläche entlang der Bobritzsch. Dabei wurden auch Fördermittel aus den Richtlinien AuW und KULAP eingesetzt. Die Hochwasserereignisse der Jahre 2002 und 2013 verstärkten die Renaturierungsbemühungen insofern, indem auf weiten Strecken Teile der Uferverbauung der Bobritzsch mitgerissen wurden. Im Schutz des Eigentums konnten die daraus entstandenen Biotopstrukturen (Mäander, Inseln, Überschotterungen, Uferabbrüche) erhalten werden und sind seitdem Initial für weitergehende flussdynamische Veränderungen. Auf den Flächen des NaSa e.V. renaturiert sich die Bobritzsch von selbst. In der Aue haben sich mittlerweile zahlreiche Amphibienarten, darunter auch der europarechtlich geschützte Kammmolch angesiedelt. Sie ist zudem essentieller Nahrungsraum eines Schwarzstorchbrutpaares und wichtiger Rastplatz für Limikolen sowie Weiß- und Schwarzstörche. Die größte Gefahr für den Erfolg des Vorhabens, welches sich in Teilen im FFH-Gebiet „Bobritzschtal“ befindet stellen aktuell Planungen der Landestalsperrenverwaltung Sachsen dar, in der Aue ein talsperrengroßes Hochwasserrückhaltebecken zu errichten, angeblich, um den Hochwasserschutz bis nach Döbeln zu gewährleisten. Der NaSa e.V. ist der Meinung, dass dauerhafter und erfolgreicher Hochwasserschutz nicht durch überdimensionierte technische Bauwerke sondern durch die Wiederherstellung des Wasserrückhalts vor Ort gewährleistet wird. Bestes Beispiel dafür ist die Renaturierung der Bobritzschaue. Die entsprechenden Planungsverfahren wurden daher vom NaSa e.V. juristisch hinterfragt und gestoppt.