Biotopverbund durch stillgelegte Eisenbahntrassen
Bahntrassen sind Meisterleistungen der Ingenieurkunst, die wie ein Netz die Landschaft durchziehen und ein künstliches Biotopverbundsystem bilden.
Sie stellen Extremstandorte dar, geprägt durch gute Wasserdurchgängigkeit im Dammbereich, lockere Böschungssubstrate und eine nährstoffarme Schotterauflage. Bahnlinien sind Wärmeinseln in der Landschaft, ihre Umgebungstemperatur ist bis zu 20 °C höher und die Luftfeuchtigkeit signifikant niedriger. Die im Oberbau wachsenden Pflanzenarten ertragen volles Sonnenlicht, Wasser- und Nährstoffarmut.
Daher sind Bahntrassen Heimat typischer Pionierpflanzen trockener Schutthalden, aber auch von Pflanzen der Mager- und Sandrasen. Wärmeliebende Tierarten wie Zaun- und Mauereidechsen sowie Schlingnattern fühlen sich im Schotterkörper bzw. den lockeren Dammböschungen wohl und profitieren vom Insektenreichtum.
Seit den 90er Jahren wurden auch in Sachsen zahlreiche Bahnlinien stillgelegt, die Gleise entfernt und die Trassen zu Radwegen umgewandelt, was ihre ursprüngliche Verwendung als ökologisches Massenverkehrsmittel zugunsten eines freizeitorientierten Individualverkehrs künftig ausschließt. Mit der Versiegelung der Standorte als Radweg gehen auch die oben genannten, wertvollen und einzigartigen Habitate weitgehend verloren.
Ohne die Umnutzung als Radweg sind stillgelegte Bahnlinien wertvolle Biotopstrukturen in der oftmals weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft, Rückzugsort, Nahrungshabitat und Wanderlinie von Tierarten des Offenlandes wie Feldhase, Reh, Igel, Rebhuhn, Wachtel sowie Jagdhabitat von Fledermäusen. Der NaSa e.V. hat dieses Potenzial erkannt und konnte bereits drei Bahnstrecken in den Landkreisen Mittel- und Nordsachsen erwerben und für den Biotopverbund sichern.